Einleitung
Sendling hat Geschichte. Zwischen den alten Backsteinfassaden, den klassischen Altbaufluren und den charmanten Balkonen liegt ein Stück echtes München.
Doch wer hier schon länger arbeitet , ob als Hausmeister, Monteur oder Schlüsseldienstler , weiß:
Die Schlösser in Sendlings ältesten Gebäuden gehören zu den anfälligsten der Stadt.
Immer wieder rufen mich Mieter an, die sagen:
„Das Schloss klemmt seit Wochen , und jetzt geht gar nichts mehr!“
Oder Vermieter, die nach Jahrzehnten erstmals einen kompletten Zylindertausch vornehmen müssen.
Warum gerade in Sendling so viele Schlösser versagen, liegt an einer Mischung aus Alter, Feuchtigkeit, falschem Materialeinsatz und manchmal schlicht an Nachlässigkeit.
Hier kommt der ehrliche Blick aus der Praxis , von einem, der diese Türen seit Jahren öffnet, repariert und kennt.
1. Alte Gebäude, alte Technik
Viele Mietshäuser in Sendling stammen aus der Zeit vor oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.
Damals war Sicherheit noch ein einfaches Konzept: ein Riegel, ein einfacher Zylinder, fertig.
Doch die meisten dieser Anlagen wurden nie grundlegend modernisiert.
Typische Probleme:
Verschlissene Schließzylinder ohne Bohrschutz oder Sicherungskarte
Verzogene Türrahmen, besonders bei Holztüren
Alte Beschläge, die sich gelockert haben
Und vor allem: Jahrzehntealter Staub und Rost in den Schließmechanismen
🔹 Praxisbeispiel:
In einem Haus in der Daiserstraße öffnete ich neulich eine Tür mit einem Zylinder von 1978 , ohne Bohrschutz, ohne Sicherheitskarte, völlig ausgeleiert. Das Schloss ließ sich mit leichtem Druck und einem Schraubendreher öffnen.
2. Feuchtigkeit und Temperatur | der stille Feind der Schlösser
Viele Kellerwohnungen, Hinterhöfe und Erdgeschosse in Sendling leiden unter hoher Luftfeuchtigkeit.
Und genau die setzt den Schlössern über die Jahre ordentlich zu.
Das passiert dabei:
Kondenswasser gelangt in den Zylinder
Schmierstoffe trocknen aus oder verharzen
Rost bildet sich an den Stiften
Das Schloss fängt an zu klemmen – erst leicht, später dauerhaft
Vor allem in Altbauten ohne moderne Abdichtung passiert das schnell:
Ein kalter Winterabend, etwas Feuchtigkeit im Zylinder , und am nächsten Morgen friert das Schloss fest.
Tipp vom Fachmann:
Mindestens einmal im Jahr ein paar Tropfen Grafitöl oder PTFE-Spray in den Schließzylinder geben ,
3. Alte Türrahmen und verzogene Türen
Ein weiteres Sendlinger Spezialproblem: verzogene Altbautüren.
Durch Jahrzehnte von Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit und Setzrissen im Mauerwerk passen viele Türen nicht mehr sauber ins Schlossblech.
Das führt zu:
Schwer schließenden Türen
Überlasteten Zylindern (besonders bei Mehrfachverriegelungen)
Und abgebrochenen Schlüsseln – der Klassiker
„Das Schloss ist kaputt!“ – höre ich oft.
In Wirklichkeit liegt das Problem aber an der Türgeometrie, nicht am Schloss selbst.
Fach-Tipp:
Vor jedem Schlosstausch prüfen, ob die Tür gerade im Rahmen sitzt.
Oft reicht ein leichtes Nachjustieren des Schließblechs oder Abhobeln der Tür, um wieder jahrelang Ruhe zu haben.
das verhindert Korrosion und Schwergängigkeit.
4. Fehlende Modernisierung – aus Sparsamkeit oder Unwissen
Viele Eigentümer alter Sendlinger Häuser scheuen die Modernisierung.
„Das Schloss funktioniert doch noch“, heißt es , bis eines Tages gar nichts mehr funktioniert.
Dabei kosten einfache Verbesserungen oft weniger, als man denkt:
| Maßnahme | Kosten (ca.) | Nutzen |
|---|---|---|
| Austausch auf modernen Profilzylinder | 60–120 € | Höhere Sicherheit, längere Lebensdauer |
| Neue Schließgarnitur mit Kernziehschutz | 80–150 € | Schutz vor Aufbohren & Herausziehen |
| Tür justieren & schmieren | 40–70 € | Bessere Funktion, weniger Verschleiß |
| Kompletter Schlosskastenwechsel | 150–250 € | Nachhaltige Instandsetzung bei Altbauten |
Langfristig gilt:
Einmal modernisieren ist günstiger, als alle zwei Jahre den Schlüsseldienst rufen.
5. Nachrüstungen und Mischsysteme – das Chaos in alten Häusern
In vielen Altbauhäusern findet man Mischsysteme:
Einige Schlösser wurden irgendwann ersetzt, andere nicht.
Dadurch entsteht ein Durcheinander aus Schlüsseltypen, Profilen und Schließrichtungen.
Das sorgt für:
Falsche Schlüssel im Umlauf
Klemmen in der Schließanlage
Und teure Einsätze, wenn kein Ersatzschlüssel passt
🧠 Beispiel aus der Praxis:
In einem Haus in der Plinganserstraße fand ich 4 verschiedene Zylindertypen in einem Gebäude , alle mit verschiedenen Schlüsseln. Kein Wunder, dass ständig einer „den falschen“ verwendet.
Empfehlung:
Bei älteren Häusern lohnt sich eine einheitliche Schließanlage – sicher, klar dokumentiert und mit Sicherungskarte.
6. Die Verantwortung der Vermieter
Nach deutschem Mietrecht (§ 535 BGB) ist der Vermieter verpflichtet, die Wohnung in sicherem und gebrauchsfähigem Zustand zu halten.
Das bedeutet:
Alte, defekte oder unsichere Schlösser müssen ausgetauscht werden.
Schlüsselübergaben müssen vollständig dokumentiert werden.
Nach jedem Mieterwechsel sollte geprüft werden, ob das Schloss noch dem Stand der Technik entspricht.
Wer hier spart, riskiert mehr als Ärger:
Bei Einbrüchen oder Schlüsselverlusten kann es Versicherungsprobleme geben, wenn das Schloss nachweislich veraltet oder defekt war.
7. Tipps vom Handwerker – So halten Ihre Schlösser länger
1️⃣ Verwenden Sie Grafit- oder PTFE-Schmiermittel : kein WD-40, das verharzt.
2️⃣ Prüfen Sie Türdichtungen und Rahmen auf Feuchtigkeit oder Verzug.
3️⃣ Einmal jährlich: Zylinderbewegung prüfen : hakt er, sofort reagieren.
4️⃣ Bei Neubemietung: Schlüssel zählen, Zylinder prüfen, ggf. tauschen.
5️⃣ Sprechen Sie mit einem lokalen Fachbetrieb in Sendling : viele bieten Wartungspakete für Altbauten an.
Fazit
Sendling ist alt, charmant , aber eben auch anfällig, wenn’s ums Thema Schlösser geht.
Die Kombination aus Feuchtigkeit, Materialermüdung, alten Türen und mangelnder Wartung sorgt dafür, dass hier mehr Schlösser klemmen, brechen oder blockieren als in jedem anderen Stadtteil Münchens.
Doch mit etwas Pflege, modernem Material und einem vernünftigen Wartungsplan lässt sich das leicht verhindern.
Wie man so schön sagt:
„Ein Tropfen Öl im Jahr ist billiger als ein Schlüsseldienst in der Nacht.“